Richard Stein ist ein Autorenname, ich möchte dieses Projekt und mein Privatleben klar trennen. Ich bin von der Ausbildung her IT-Ingenieur und inzwischen im „Unruhestand“. Ich bin ein sehr politischer Mensch und habe mich Zeit meines Erwachsenenlebens für soziales Wissen interessiert. Ich halte es für genauso wichtig wie technisches Wissen. Leider wird soziales Wissen in unseren Schulen viel zu wenig vermittelt. Das hat Folgen..
Warum dieser Blog?
Mein Hauptmotiv für diesen Blog war die „Entdeckung“, dass wir in Deutschland sehr wichtige Teile unserer Geschichte des 20. Jh. massiv verdrängen. Ich selbst habe das auch erst 2020 (!) durch einen Zufall erkannt. Bis dahin dachte ich, dass unsere Geschichte hinreichend vollständig erfasst und beschrieben worden ist. „Hinreichend“ soll heißen, daß es keine großen Lücken in den Fakten mehr gibt. Aber dem ist nicht so. Ein ganz wesentlicher, historisch eigentlich bekannter Fakt bleibt öffentlich ausgeblendet. Diese Verdrängung wirkt sich bis in die Tagespolitik und die Medien aus. Was mich wirklich verblüfft hat, ist der Umstand, dass diese Verdrängung in der Politik und den Medien so vollständig ist, als wäre alles in bester Ordnung, als wäre über die deutsche Geschichte alles gesagt.
Dem ist nicht so.
Leider ist es so, dass die Folgen dieser kollektiven Verdrängung „nicht in Ordnung“ sind. Ob Erinnerungskultur / Juden / Holocaust, Neonazis, EU-Politik, NATO, Ukrainekrieg, Russland, USA, China, (Welt-)Wirtschaft, Klima / Energie: immer wieder gibt es seltsame Unklarheiten in den propagierten Werten und Zielen, in der öffentlichen Kommunikation und in den Ergebnissen der Politik. In den Medien, besonders im Ausland, wird durchaus registriert, daß sich die Deutschen politisch „seltsam“ verhalten. Aber die Gründe dafür bleiben unverstanden.
Ein wesentlicher Grund dafür, dass diese Verdrängung über so lange Zeit funktioniert hat, liegt darin, dass die Analyse und Diskussion über Geschichte und Politik zwar das Handeln von Personen und die Abfolge von Ereignissen relativ gut dokumentiert, aber kein Sensorium für die Motive der Akteure hat. Das gilt sowohl für das Handeln von Führungsfiguren, für die direkten und indirekten Entscheidungen der Bürger, und auch für die, die das dokumentieren, also Historiker und Analysten. Auch sie sind „Teil des Problems“, weil sie wichtige Aspekte der historischen Ereignisse unbewusst ausblenden.
Darüber möchte ich aufklären, in der Hoffnung, dass im Ergebnis wir als Gesellschaft ein besseres, gesünderes Selbstbild bekommen und in der Folge auch bessere politische Entscheidungen treffen können. Es geht also um demokratische und humanitäre Aufklärung im allerbesten Sinne.
Ein neues Konzept
Um Klarheit in diesen „unscharfen“ Bereich zu bringen, erweitere ich den Blick auf unsere Geschichte durch die Psychologie. Warum? Üblicherweise ist die Psychologie (nur) für seelische Probleme eines Individuums zuständig, oder?
Im Prinzip ja, aber es gibt eine wichtige Lücke:
Wenn ein große Anzahl Menschen aus den selben Gründen (Krieg, Hunger, Pandemien, Gewalt) und zur selben Zeit traumatische Erfahrungen machen müssen, dann hat das nicht nur individuelle Folgen für die Betroffenen, sondern auch soziale und politische Auswirkungen für die Gesellschaft, in der sie leben und in der sie agieren. Diesen Zusammenhang erfassen heute weder die Soziologie, Politologie, noch die Geschichtswissenschaft in relevanter Weise. Sie alle tun sich mit dem Unbewussten sehr sehr schwer. Das hat Konsequenzen: Die Bewertung von Ereignissen, Handlungen und auch politischen Entscheidungen bleibt an der Oberfläche und erfasst nicht die wirklichen Motivationen der Akteure (Stichworte: Weltkriege, Hitler, Holocaust).
Die Psychologie hat in neuerer Zeit entdeckt, dass Verdrängungen aus Traumata über Generationen in der Familie weiter gegeben werden können, wenn sie nicht behandelt werden (und das wurden sie in der Vergangenheit nicht). Das wiederum hat unmittelbare Konsequenzen für die Gegenwart und die politischen Entscheidungen der nachfolgenden Generationen. Diesen Aspekt wiederum übersehen die Psychologen, für sie bleibt alles individuell. Politische Folgen gehören nicht zu ihrem Fach.
Ergebnis: Wir haben ein ernsthaftes Problem mit der Anwendung von sozialem Wissen. Darüber und über die Folgen will ich sprechen.
Mit diesem Blog möchte ich mehrere Ziele erreichen:
- Über dramatische, politische Blindstellen unserer Geschichte des 20. Jh. aufklären und wie sie sich in der Sprache wiederfinden
- zeigen, warum diese Blindstellen entstanden sind und wie sie behoben werden können
- sozialwissenschaftliches Wissen knapp, aber allgmeinverständlich vermitteln, im Zusammenhang mit den genannten Themen
- aktuelle politische und soziale Konflikte im Hinblick auf mein Analysekonzept kommentieren und zeigen, welche Blindstellen sichtbar werden
- Vorschläge für unkonventionelle Lösungsmöglichkeiten machen, und
- Werbung machen für mein Buch zu diesen Themen, dass im Herbst 2023 erscheint.